Come2move, ein Tanzprojekt der Choreografin Vera Sander von der Hochschule für Musik und Tanz in Köln, vereinigt Kinder, Jugendliche, Migranten, Menschen mit Behinderung, Senioren sowie demenziell Erkrankte zu einem Projekt, dessen gemeinsame Basis Bewegung ist. Finanziert und organisatorisch begleitet wird es von der Caritas in Köln. Da auch Senioren aus meiner Einrichtung daran teilnehmen, durfte ich einige Proben begleiten und der Generalprobe in der Comedia Colonia beiwohnen.
Auf der Bühne sind längs und auf der rechten Seite Stühle aufgereiht, Zuflucht der Alten, Turnelemente der Jungen. Die Anordnung erinnert an ein legendäres Tanzstück von Pina Bausch: 'Kontakthof', wo ein Tanzsaal der Darstellung menschlicher Leidenschaften von Individuen diente. Hier jedoch geht es um einen Kontakthof der Generationen, den Abgleich von Intentionen: nämlich in Bewegung bleiben zu wollen, den Willen, sich zu behaupten, gleich wie die persönlichen oder die gesellschaftlichen Umstände sind.
"Das aktuelle Projekt überschreitet eingefahrene soziale und kulturelle Grenzen. 60 Menschen aller Generationen und unterschiedlicher gesellschaftlicher Gruppen, Senioren, ältere Migranten, Menschen mit Behinderung, Jugendliche und Kinder aus einer Kita erarbeiten 5 Monate lang mit der renommierten Choreografin Vera Sander und weiteren Profi-Tänzern eine Choreografie." So heißt es im Prospekt.
Das stimmt natürlich nicht, jedenfalls was das Überschreiten von Grenzen angeht, weil es mittlerweile nichts Außergewöhnliches ist, wenn Alt mit sehr Jung, Einheimische und Migranten, Normalos und 'handicaped people' miteinander tanzen (oder sonst was tun).
Dennoch erwiesen sich die 'Kontakte' teilweise als berührend - ebenso wie die Anstrengungen der so unterschiedlichen Teilnehmer. Wenn eine über 80jährige sich um den Rhythmus einer 5jährigen Göre kümmert. Oder eine hochbetagte Seniorin sich um die relative Disziplinierung einer geistig behinderten Frau bemüht, die ihr an die Hand gegeben ist... so etwas hat Dehnungen unseres praktischen Vorstellungsvermögens zur Folge. Man behauptet sich, indem man Bewegungen mit anderen teilt. Erst auf diese Weise werden sie möglich.
Die live eingespielte Musik von und mit Knuth Jerxsen sowie drei weiteren Musikern ist überdies großartig. weil sie mit ihren treibenden Rhythmen von Trommel und Schlagzeug den Mitwirkenden Form und Anleitung geben. Natürlich muss eine solche Aufführung unvollkommen wirken, brüchig, suchend, sodass der Mut und die Anstrengung der Darstellenden auf der Bühne deutlich zu ermessen und der herzliche Beifall umso mehr verdient ist.
Zur Website des Tanzprojekts:
Come2move
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